Das Schulwesen im alten Westkirchen:
Wie schon vor längerer Zeit die ältesten Einwohner der Gemeinde auf Grund mündlicher Überlieferung zu erzählen wußten, wurde vor Errichtung der ersten Schule (das Schulwesen in Westkirchen über 200 Jahre alt) von den Geistlichen im Pastorat Unterweisung in Religion und Lesen gegeben. Mit pädagogischer Vorbildung erteilte der Küster, Organist und Schreiner Bernhard Vieht um 1795 als erster Lehrer Unterricht im Lesen und Schreiben. Als Schulzimmer diente ein großer Raum in der Küsterei (heute Blumengeschäft Ringhoff), der zugleich auch als Schreinerwerkstatt benutzt wurde. Später wurde als Unterrichtszimmer ein Raum im Armenhaus verwendet, das in der oberen Krukenstraße, im Garten der heutigen Gastwirtschaft Strotmann, stand und dem großen Brand 1868 zum Opfer fiel. Vielleicht ist dieses Haus ursprünglich einmal als Schulhaus erbaut worden und erst später zum Armenhaus geworden; Genaueres läßt sich hier nicht mehr feststellen.
Als sich die genannten Räume als nicht mehr ausreichend erwiesen, wurde im Jahre 1822 von dem Zimmermann Hermann Lücke neben der zweiten Kirche von Westkirchen das erste Schulhaus erbaut. Es steht heute noch und wurde dann noch als Pfarrheim und Jugendheim verwendet. Nach dem letzten Kriege wurde es vorübergehend wieder als Klassenzimmer benutzt, später war dann noch behelfsmäßig die Landwirtschaftliche Berufsschule für Mädchen untergebracht. Bernhard Vieht hast hier noch zwei Jahre unterrichtet; er wurde 1842 von seinem Sohn Arnold Vieht abgelöst. Auch ein zweiter Sohn von Bernhard Vieht hat vorübergehend hier unterrichtet.
Wenige Jahre später wurde die Ganztagsschule eingerichtet und wegen der großen Kinderzahl, 165 Kinder besuchten die Schule, mußten Schulgehilfen eingestellt werden. In der Zeit von 1824 bis 1874 waren 13 Schulgehilfen eingestellt worden. Der Lehrer und Organist Arnold Vieht war übrigens als Komponist, Liederdichter und Musiker bekannt.
Im Jahre 1874 bestand dann die Notwendigkeit, eine zweite Schule einzurichten. Den Grund dazu gab die Kirchengemeinde, eine Wiese an der Lenorenstraße, die nordwestliche Ecke des „Himmelreichs“, eine Parzelle, die heute noch den Namen trägt. Dieser Bau umfaßte neben dem Klassenzimmer auch eine Lehrerwohnung. Diese Schule wurde von dem Maurermeister Heinrich Brand gebaut und am 15. Oktober 1875 ihrer Bestimmung übergeben. (Später war dieses Gebäude im Besitz von Friseur Vogel, heute ist dort die Firma Hoyer angesiedelt.) Hier wurde die Unterklasse eingerichtet und Lehrer Bernhard Wesselkock als zweiter Lehrer in Westkirchen eingestellt. Im Jahre 1878 starb Arnold Vieht, und Lehrer Wesselkock wurde erster Lehrer und übernahm auch das Organisten- und Küsteramt seines Vorgängers. In diesem zweiten Schulhaus wurden dann später die Knabenoberklasse untergebracht.
Etwa zwanzig Jahre später plante man wieder einmal einen Schulbau, den dritten, der am 15. Oktober 1898 übergeben und von Pastor Winkler eingesegnet werden konnte. Neben dem Klassenzimmer wurde eine geräumige Lehrerdienstwohnung gebaut, die von Lehrer Heitfeld, der ein Jahr vorher als dritte Lehrperson nach Westkirchen kam, bezogen wurde. Es war die sog. Mittelklasse, das Schulgrundstück neben Haus Richter.
Mit der Errichtung des vierten Schulgebäudes an der Freckenhorster Straße wurde das erste Schulhaus von 1822 neben der Kirche aufgegeben. Mit der Verwaltung der 4. Lehrerstelle wurde die Lehrerin Ida Bührmann beauftragt. Sie war dann vom April 1912 bis März 1956 an dieser Schule tätig. Dieser Schulbau wurde dann 1953 um vier neue Klassenräume erweitert, und im Jahre 1967 noch mit einer großen Turnhalle ergänzt.
Veröffentlicht: Die Glocke
Mit freundlicher Genehmigung der Glocke